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Kennt ihr noch den mysteriösen Charme
von kuriosen Filmen die früher, lange vor dem Internetzeitalter,
Irgendjemand von Irgendwo her als schlechte VHS Kopie vorbeibrachte
und die man sich dann zusammen mit allerhand Freunden nach der Schule
reinzog? Eben jenen Charme versprüht auch Shinichi Fukazawa's
Jigoku no chimidoro massuru birudâ, welche auf ähnliche Art und
Weise in meine Hände wanderte.
In Anbetracht der Tatsache das es
lediglich 4 Darsteller gibt, beinahe der gesamte Film in einen
kleinen Häuschen spielt und zudem das Budget mit dem Ertrag aus
einer Runde Bierdosensammeln im Stadtpark gleich zu setzen ist,
schließt man beinahe schon reflexartig auf einen auf Zelluloid
gebannten Blindgänger der Extraklasse. Doch weit gefehlt, denn was
Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Shin'ichi Fukazawa mit Jigoku no chimidoro massuru birudâ
abliefert ist eine wahrhaft
leidenschaftliche und hingabevolle Verbeugung vor dem us
amerikanischen Splatterkino der 80'er Jahre. Ein Film von Fans für
Fans. Der Film hat einfach
Alles, was die Filme dieser Dekade ausmacht, egal ob man jetzt von
der Kleidung, der Bildsprache oder der unfassbaren Ernsthaftigkeit,
mit welcher die wirklich hanebüchende Geschichte dargeboten wird,
spricht. Besonders sehenswert sind zudem die handgemachten, teilweise
recht absurd brutalen Effekte,
wobei man auch auf die mittlerweile von CGI verdrängte, recht
aufwändige Stop-Motion
Technik zurück griff und mit ihr einige sehr gelungene Szenen schuf.
Im Gedächtnis bleibt hierbei u.a. eine Szene, in welcher die
Halskette des Geistes in Mizoguchi's Auge wandert. Auf der anderen
Seite sind aber auch recht viele Effekte vorhanden, die eher zum Lachen
animieren. So in etwa Naoto's Kampf mit Mizoguchi's abgetrennten
Körperteilen, bei dem er sich mit deutlich erkennbaren Gummiprothesen
selber schlägt. Zusammenfassend kann bzw. muss man Jigoku no chimidoro massuru birudâ also einfach als einen der besten und engagiertesten japanischen Amateurfilme der letzten 20 Jahre bezeichnen. Das sich die Produktion laut Shin'ichi Fukazawa von Mitte der 90'er bis ins Jahre 2009 hinzog, glaubt man bei all den mitunter sehr kruden Einfällen und deren teilweise recht aufwendiger Umsetzung nur allzu gerne. Trotz der Minimal Besetzung und des Mikro Budgets wird der Film wirklich zu keinem Zeitpunkt langweilig und fesselt von der ersten bis zur letzten Minute. Selbst einige recht unglücklich gewählte Kameraeinstellungen, welche wohl auf der Enge der Räume des Hauses beruhen, machen den Film nur umso sympathischer. Bleibt nur zu hoffen, das dies nicht Shin'ichi Fukazawa's einziger Film bleibt und er auf den Erfolg seines Erstlings aufbauen kann.
© Bildmaterial Dragodon Pictures (Japan)
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